
Im November 2024 kam das 384-Seiten umfassende Buch „Für Recht und Freiheit“ heraus. Der Autor ist der 1943 geborene Prof. Dr. Hakki Keskin. Das Werk ist im August von Goethe Literaturverlag in Frankfurt am Main erschienen.
Prof. Dr. Hakki Keskin hat seine Autobiografie verfasst. Er ist Professor für Politik und Migrationspolitik. Er war von 1995 bis 2005 Vorsitzender der „Türkischen Gemeinde in Deutschland“. Von 1993 bis 1997 gehörte er der Hamburgischen Bürgerschaft an als Mitglied der SPD-Fraktion. Der in Trabzon, an der Schwarzmeerküste gelegen, geborene Wissenschaftler, war somit der erste türkischstämmige Abgeordnete in einem hiesigen Landesparlament. Von 2005 bis 2009 gehörte er dem Deutschen Bundestag an als Mitglied der Linken-Fraktion.
Er ist der jüngste Sohn von insgesamt sieben. 1964 kam er in Hamburg an, im benachbarten Elmshorn arbeitete damals einer seiner Brüder auf dem Bau. Das türkische Abitur wurde Hakki Keskin in Deutschland nicht anerkannt. Also musste er ein Studienkolleg belegen. Nach dem erfolgreichen Besuch dort begann er ein Studium der Politikwissenschaften in Hamburg. Bereits ein Semester später wechselte er zum renommierten Otto-Suhr-Institut ins damalige Westberlin.
Hakki Keskin berichtet auch vom zweimaligen Verlust der türkischen Staatsbürgerschaft. 1970 wurde er ausgebürgert. Nach einem gewonnenen Prozess erhielt er die türkische Staatsangehörigkeit zurück. Die Freude währte nur sehr kurz. Im Jahre 1972 nahm man ihm erneut die türkische Staatsbürgerschaft ab. Nach Hungerstreiks und Solidaritätskundgebungen in vielen deutschen Städten, die den jungen Studenten tief beeindruckten, erkämpfte er sich vor Gericht das zweite Mal seinen türkischen Pass zurück. In dieser Zeit ließ es sich aber bedauerlicherweise nicht verhindern, dass die damalige türkische Militärdiktatur im Mai 1972 zum Tode verurteilte Studenten hinrichten ließ. Selbst ein Apell des damaligen Bundespräsidenten Gustav Heinemann ließ die Militärs in der Türkei nicht von den Hinrichtungen abhalten.

Der Leser erfährt auch sehr private Dinge des Verfassers. So berichtet dieser, wie sich ein Studentenjob am Ende-im wahrsten Sinne des Wortes-als sehr schwer herausgestellte hatte. Im Hafen schleppte er rasend schnell 50-Kilogram schwere Säcke. Die festangestellten Hafenarbeiter gaben das Tempo vor, Hakki musste mithalten. An manchen Feierabenden konnte er die klammen Finger nicht mehr bewegen und fiel todmüde ins Bett. Der Studentenjob bei der Post, nämlich Briefe zu sortieren, war einfacher. Er brachte aber nicht so viel Geld ein wie im Hafen.
Der religiös Erzogene hatte immer gewisse Vorbehalte gegenüber dem Kommunismus und der Sowjetunion. Mit seinem aus Indien stammenden Freund besuchte er Ostberlin. Man ignorierte Warnungen und ging in die Cafeteria der Humboldt-Universität. Als ausländischer Gast hätte man sich das vorher genehmigen lassen müssen. Kaum hatte man sich auf den Stuhl der Cafeteria gesetzt, als zwei Volkspolizisten die beiden Männer mit Wohnsitz in Westberlin barsch anraunzten und sie aufforderten, sofort das Weite zu suchen.
Beeindruckend berichtet der Verfasser auch, warum er tieftraurig 1997 nicht noch einmal für das Hamburger Landesparlament kandidiert hatte. Zu sehr waren seine Hoffnungen zerstört worden, für die deutsch-türkische Community noch viel mehr als bisher erreichen zu können. Die SPD-Funktionäre hatten die Befürchtung, dass Thema Integration komme nicht so gut beim deutschen Wähler an. Ja, es könne der SPD sogar Stimmen kosten. Der Autor musste noch schlimmeres erleben als politisch enttäuscht zu werden. Die kurdisch-stämmige PKK setzte ihn auf die Todesliste. Personenschützer des Hamburger Landeskriminalamtes hatten damals Mitspracherecht über den Bewegungsradius des Professors, dessen Frau und der kleinen Tochter. Der Hochschullehrer nahm es gelassen hin. Als ihm die Hamburger Polizei sagte, man habe konkrete Anschlagspläne der PKK auf ihn erhalten, bat er die Hochschulleitung um kurzfristige Freistellung von der Lehrtätigkeit. Die Familie machte außerhalb der Semesterferien Urlaub in Spanien. Den Todesdrohungen das Beste abgewinnen, so dachte es sich der Herr Professor.
Hakki Keskin hat eine beeindruckende und sehr unterhaltsame Biografie verfasst. Man denkt an so zahlreichen Stellen im Buch, es handelt sich um einen Roman. Mitnichten! Hakki Keskin hat den Lesern mitgeteilt, was er erleben musste und erleben durfte.
„Für Recht und Freiheit“ stammt vom Autor Prof. Dr. Hakki Keskin. Das Werk ist im August von Goethe Literaturverlag in Frankfurt am Main erschienen und kostet im deutschen Buchhandel 27,80 Euro.
ISBN 978-3-8372-2836-6.
Text: Volker Neef
Fotos: BiWe, August von Goethe Literaturverlag