Dresden tanzt

Die Kulturstadt an der Elbe feiert die Jubiläen des Semperoper-Balletts und der Palucca-Tanz-Hochschule mit vielen Veranstaltungen und gibt Einblick in Dresdens einzigartige Tanztradition

Dresden als Kulturstadt muss den Touristen aus nah wie fern nicht erklärt werden. Da sind die einzigartigen Sehenswürdigkeiten wie die Frauenkirche, der Zwinger, der „Balkon Europas“, wie die Brühlschen Terrassen auch bezeichnet werden, und eine Vielzahl von Museen, vom berühmten Grünen Gewölbe, dem Albertinum bis zum Verkehrsmuseum. Und nicht zu vergessen die vielen Theateraufführungen, Konzerte, Musikfestivals und Shows, die jährlich Zig-Tausende Besucher anziehen.
Das Jahr 2025 steht aus gutem Anlass unter dem Motto „Dresden tanzt“, denn es gibt zwei besondere Jubiläen: 200 Jahre Semperoper-Ballett und 100 Jahre Palucca-Tanz-Hochschule. Eine gute Gelegenheit, die zwei maßgebenden Stationen für dieses Motto näher kennenzulernen.
Lange Tanztradition an der Semperoper
Vor 200 Jahren setzte Hofkapellmeister Carl Maria von Weber die Festanstellung der ersten drei Tänzerinnen am Königlich Sächsischen Hoftheater durch, damals noch in einem Vorgängerbau der späteren Semperoper. Er begründete damit das erste professionelle Ballett-Ensemble, das rasch auf 15 Tänzerinnen und Tänzer anwuchs.

In dieser Tradition sieht sich auch Adi Luick, Ballettbetriebsdirektor in der Semperoper. Für das Jubiläumsjahr hat er mehrere Premieren mit international hoch anerkannten Choreografen geplant. Der zweiteilige Ballettabend „ViceVersa“ hat mit den Stücken „Noetic“ und „November“ am 28. Juni Premiere, mit weiteren Aufführungen im Juli und im März 2026. In „Noetic“ erschaffen Choreograf Sidi Larbi Cherkaoui und der bekannte englische Bildhauer Antony Gormley mit seinem Bühnenbild eine hypnotische Welt aus Bewegung, Struktur und Klang, getragen von der Musik von Szymon Brzóska. In ihrer Choreografie„November“ setzt sich das Geschwisterpaar Imre und Marne van Opstal mit der Kraft des Windes auseinander, unterstützt von der eindrucksvollen Musik von Arvo Pärt, einem der bedeutendsten lebenden Komponisten.
Am 8. November hat dann der zweiteilige Ballettabend „Wings and Feathers“Premiere. Hier stellen sich die Australierin Stephanie Lake mit „Colossus“ und Akram Khan mit „Vertical Road“ vor, vorgetragen vom Semperoper-Ballett zusammen mit Schülern und Studenten der Palucca Hochschule für Tanz Dresden.
In der Vorweihnachtszeit wird traditionell auch wieder der Klassiker „Der Nussknacker“ auf der Bühne der Semperoper zu sehen sein, gefolgt dann im Jahr 2026 von „Dornröschen“. Und im Juni 2026 hat dann John Crankos „Onegin“ Ballett-Premiere, nach Alexander Puschkins Meisterwerk und mit Tschaikowskys Musik.
Palucca: Nicht immer hübsch und lieb tanzen
Mit dem Motto „Dresden tanzt“ wird noch ein zweites Jubiläum gefeiert: Die Palucca Hochschule für Tanz wurde vor 100 Jahren in Dresden gegründet. Als die 23jährige Tänzerin Gret Palucca ihre Tanzschule eröffnete, unterrichtete sie einige Jahre noch in ihrer Wohnung, ehe sie dann Trainingsräume mietete. Die junge Tänzerin suchte und fand von Anfang an neue Ausdrucksformen und profilierte sich in der Richtung des rhythmisch expressiven Ausdruckstanzes. Ihr Credo war: „Ich möchte nicht immer hübsch und lieb tanzen“. Als Künstlerin nur Palucca genannt, prägte sie ihren eigenen modernen Tanzstil. Als Tanzpädagogin – sie unterrichtete bis weit in ihr achtes Lebensjahrzehnt – beschritt sie einen Weg der Synthese zwischen klassischem Ballett und Ausdruckstanz und nannte ihre Kunst den „Neuen künstlerischen Tanz“.

Die eigenständige Palucca Hochschule für Tanz Dresden liegt heute im Dresdner Stadtteil Strehlen in unmittelbarer Nähe zum Großen Garten. Seit April 2007 bilden das Hauptgebäude am Basteiplatz, zwei Villen und ein Neubau den Campus der Hochschule. „Von drei Säulen wird unsere Hochschule für Tanz geprägt. Das sind Improvisation, Zeitgenössischer Moderner Tanz und Klassischer Tanz. Im Mittelpunkt steht dabei stets das Individuum selbst“,erläutert Rektorin Katharina Christl.

Kooperationen mit der Semperoper
In der Stadt Dresden tief verwurzelt, leisten auch die Palucca-Tänzer und Choreografen einen Beitrag zu „Dresden tanzt“. Dazu gehört die traditionelle beim Publikum stark nachgefragte Abschluss Veranstaltung des Studienjahres der Hochschule am 18. und 19. Juni im Staatsschauspiel Dresden, bei der Schüler und Studenten aller Altersgruppen von 12 bis 21 Jahren auftreten. Ein weiterer Höhepunkt ist am 30. August schon ab 13 Uhr bei einer Performance auf den Elbwiesen nahe dem Hotel Bellevue zu erwarten, bei freiem Eintritt.

Ein interessanter Termin für Dresden-Besucher ist auch der Tag der offenen Tür der Palucca Schule am 27. September. Hier ist vor Ort alles zu erfahren, über die Ausbildung zu Tänzern und den Studienalltag mit Training, Proben und Schulbetrieb. Und der Kreis von „Dresden tanzt“ schließt sich bei Veranstaltungen in Kooperation mit der Semperoper, insgesamt fünf Produktionen laufen derzeit mit der Semperoper. Dazu zählen die Tanzabende„Palucca Tanz Studio“ an vier Tagen im November und nicht zuletzt für Familien zur Weihnachtszeit die Ballettaufführungen „Der Nussknacker“ und die Oper „Hänsel und Gretel“.
Tanzplattform Deutschland
Das Motto ‚Dresden tanzt‘ wird auch im Jahr 2026 eine Fortsetzung finden. So wird vom 11. bis 15. März die Tanzplattform Deutschland stattfinden. Dabei werden aktuelle Trends im zeitgenössischen Tanz präsentiert. Veranstalter ist das Europäische Zentrum der Künste HELLERAU, ein Kulturbetrieb der Stadt Dresden, der sich auf dem Gelände des Festspielhauses in Dresden-Hellerau befindet.
Und nicht zu vergessen die Dresdner Staatsoperette, die in ihrem neuen Domizil im Kraftwerk Mitte auch die Dresdner Ballett-Tradition hochhält. Im Dezember steht hier wieder das Tanzmärchen „Alice im Wunderland“ auf dem Spielplan, in der Choreografie von Ballettdirektor Radek Stopka und mit der Musik des Dresdner Komponisten Sven Helbig.
Text/Foto: Ronald Keusch