Der Einsatz von Feuertöpfen auf den Weinbergen konnte Schlimmeres verhindern
Die Lese ist eingebracht! – Nun konnte Volker Kahlert, Inhaber der Kahlert’s Weinmanufaktur, ein Fazit ziehen. Der erfolgreiche Manufakturwinzer, der auf dem Gelände der Dresdner Vorgebirgs Agrar AG den einzigen Weinberg im südwestlichen Stadtgebiet der sächsischen Landeshauptstadt rekultiviert hat, blickt verärgert auf den Spätfrost und die Wetterkapriolen im April 2024 zurück.
Die ungewöhnlich niedrigen Temperaturen hatten dazumal nicht nur für kalte Füße beim Weinbauern gesorgt, sondern auch bei den jungen Weinreben, welche gerade in der „Austriebsphase“ waren. Noch in der Nacht des ersten Frostes wurden circa 40 Feuertöpfe, die mit Brennpaste oder Wachs befüllt waren, zwischen den Reben aufgestellt, was ein Durchfrieren der Pflanzen verhindern sollte. Der Effekt, den sich der erfahrene Winzer und auch Lutz Müller, Vorstand der Dresdner Vorgebirgs AG, davon versprachen war, dass durch den leichten, aber dennoch spürbaren Temperaturunterschied über den Flammen eine Art Kamineffekt entsteht. Dieser sollte die eisige Luft aus den Weinspalieren durch die veränderte Thermik absaugen und dadurch verhindert, dass die zarten Triebe der Reben erfrieren.
„Eine Maßnahme, die essenziell wichtig war, sonst wäre der Schaden wohl noch größer ausgefallen. Ich bin froh, dass dank vieler helfender Hände zeitnah reagiert werden konnte und wir auch in diesem Jahr ein paar ganz besondere Flaschen des köstlichen Weines vom Kaitzer Weinberg genießen können“, so die Einschätzung von Lutz Müller. Durch das Aufstellen der Feuertöpfe konnte der Frost zumindest nicht in die Weinstöcke gelangen und dies ebnete den Weg für ein erneutes Austreiben der Reben. „Die neuen Triebe entwickelten sich in sogenannten ‚Beiaugen‘, welche nicht ganz so fruchtbar sind, wie die Hauptaugen, aber dennoch einen guten Ertrag bringen. Damit konnten wir auch in diesem Jahr für eine ‚sächsische Rarität‘ sorgen, doch leider etwas anders als vorher angenommen“, erklärt Volker Kahlert.
Trotz der Maßnahmen lagen die Verluste am Kaitzer Weinberg bei rund 75 Prozent. Demzufolge konnten statt den geplanten 1.500 Flaschen Wein, welche sich in „Weißburgunder“, „Bacchus“, „Müller-Thurgau“, „Solaris“, „Kerner“ und „Grauburgunder“ unterteilen, nur etwa 300 mit den edlen Tropfen befüllt werden. Auch in Pillnitz betreibt Volker Kahlert einen Weinberg. Die Reben am zweiten Standort hatte es noch schlimmer getroffen. Rund 90 Prozent der Triebe waren dort erfroren, da in Pillnitz, anders als am Kaitzer Weinberg, keine Feuertöpfe aufgestellt werden konnten. „Dies zeigt, dass die Methoden zum Frostschutz erfolgreich waren, die Natur aber manchmal einfach das berühmte letzte Wort spricht“, so Lutz Müller abschließend.
Zur Geschichte des „Kaitzer Weinbergs“: 2018 pachtete Kahlert, erfolgreicher Gastronom und Manufakturwinzer, der bereits in Pillnitz einen Weinberg bewirtschaftet und im Herzen von Elbflorenz eine Besenwirtschaft betreibt, genau den Grund und Boden, der zwar bis heute noch die Bezeichnung Kaitzer Weinberg trägt, aber bereits vor rund 130 Jahren in Folge der Reblaus Epidemie um 1890 als Rebfläche endgültig aufgegeben worden war. Als Weinliebhaber nahm sich der wagemutige Manufakturwinzer Dr. Volker Kahlert dieses Stückchens Erde an, das zu gleichen Teilen sowohl ihm als auch der Dresdner Vorgebirgs Agrar AG gehört, die damit ihr „Produktportfolio um eine klassische Rarität, nämlich um sächsischen Wein ergänzen konnte“, wie Lutz Müller, Vorstandsmitglied der Dresdner Vorgebirgs Agrar AG seinerzeit schmunzelnd ergänzte und rekultivierte die Fläche. Kahlert fand damals, dass dieser Weinberg im Süden von Dresden, zwischen Winzerhäuschen und Kaitzbach gelegen, es durchaus verdient hatte und sich aufgrund des Bodens und der Lage gerade Weißweine hier gut entwickeln müssten. Auch sei es immer zu wenig Wein, den sein bereits etablierter Pillnitzer Königlicher Weinberg für den Ausschank und Verkauf hergegeben habe. Deshalb hatte man sich entschieden, hier auf dem 130 Jahre im Dornröschenschlaf versunkenen Landstück den Weinanbau wiederzubeleben. Die Fläche wurde weitgehend neu bebaut. Der jetzige Weinberg auf der Dresdner Südhöhe ist trotz der Bewirtschaftung seit nunmehr sechs Jahren bisher nach wie vor noch wenig bekannt. Selbst Anwohner aus der Umgebung staunen, wenn sie das erste Mal die Rebstöcke sehen.
Weitere Infos: www.agrar-dresden.de
Text/Foto: Stephan Trutschler