Hausmannskost in der Bergwelt 

In den Bergen Montenegros – die Sinjajevina-Hochebene (Foto: Ronald Keusch)

Hausmannskost in der Bergwelt 

Unterwegs in den Nationalparks im Norden von Montenegro 

Der Schwarze See im Durmitor Nationalpark mit perfektem Spiegelbild (Foto: Ronald Keusch)

Die kleine Republik Montenegro auf der Balkanhalbinsel hat nur etwas mehr als 600.000 Einwohner und eine Flächenausdehnung so groß wie Schleswig-Holstein. Während der internationale Tourismus die Küste Montenegros mit der Bucht von Kotor und dem malerischen Budva schon lange entdeckt hat, ist der gebirgsreiche Norden des Landes mit seinen großen Naturparks und romantischen Seen noch ein Geheimtipp. 

Inmitten der Schwarzen Berge

Als Ausgangspunkt für den Weg in die Bergregionen ist der kleine Ort Kolašin mit 3000 Einwohnern auf einer Höhe von 850 Metern gut gewählt. Die Fahrt dorthin geht vorbei an dichten und dunklen Wäldern, zumeist mit Tannen-, Kiefern- und Ahorn-Bäumen, die dem Land Montenegro seinen Namen gaben. Der serbische und montenegrinische Name „Crna Gora“ – Schwarzer Berg – ist abgeleitet vom venetianischen Monte Negro.

Der Nationalpark Biogradska Gora macht diesem Namen alle Ehre – hier befindet sich einer der letzten Urwälder Europas. Demgegenüber dominieren im nicht einmal 20 Kilometer entfernten Sinjajevina Gebirge große Bergweiden, gesäumt von schroffen Kalksteinfelsen.

Die Tara, der längste Fluss in Montenegro, prägt die Region. Sie hat über Jahrtausende eine stellenweise bis zu 1300 Meter tiefe Schlucht in das Felsgestein gegraben und bildet damit einen der längsten und tiefsten Canyons der Welt. 

Hausmannskost auf dem Rabrenović Hof

Hausmannskost auf dem Rabrenović Hof  (Foto: Ronald Keusch)

Beim kleinen Ort Mojkovac bieten Slavenka und Goran Rabrenović auf ihrem Hof ländliche Gäste-Quartiere an und servieren ihre einheimische authentische Montenegriner Küche. Zur Hausmannskost gehören zum Beispiel der Schichtkäse, der als frischer Rahm von der Kuhmilch abgeschöpft und mehrmals geschichtet und gefaltet wird, Blätterteig-Pasteten gefüllt mit Brennnesseln und Käse und natürlich Montenegros Nationalgericht Ispod sača, im Topf oder traditionell im Erdofen geschmortes Kalb- und Lammfleisch mit Kartoffeln, Zwiebeln, Karotten, Knoblauch und Kräutern. Und zum standesgemäßen Abschluss gibt es den Traubenschnaps Loza.

Agrar-Tourismus im Nationalpark Durmitor

Bio-Bauer Zoran Pavićević mit seiner Gusle (Foto: Ronald Keusch)

Ein besonderes Schmuckstück in der nördlichen Bergregion von Montenegro ist der Nationalpark Durmitor mit dem Schwarzen See (Cerno jesero). Umgeben vom dunklen Nadelwald wird der See in smaragdgrüne Farbe getaucht.

Touristisches Zentrum für die Bergausflüge zum Nationalpark ist das kleine Städtchen Žabljak auf 1500 Metern Höhe. Hier liegt auch der elf Hektar große Familien-Bauernhof von Zoran und Vera Pavićević, die sich ganz dem Agrar-Tourismus verschrieben haben. Stolz verweisen sie auf die 23 Bio-Zertifikate für ihre Produkte. Die Tradition wird hier hochgehalten, wenn Bio-Bauer Zoran ein altes Musikinstrument herbeiholt, und seinen Gästen an der Tafel mit hausgemachten Speisen etwas vorspielt, auf einer Gusle – einem alten slawischen Saiteninstrument mit nur einer Saite.

Naturweine am Skadar-See

Mit dem E-Bike am Skadar-See (Foto: Ronald Keusch)

Ein Sightseeing Höhepunkt im Südosten von Montenegro ist der Skadar-See. Er ist der größte See auf dem Balkan und ist mit seinen Feuchtgebieten ein Vogelparadies. Eine Fahrt mit dem E-Bike durch die verträumten Dörfer und malerischen Landschaften spart nicht mit sensationellen Ausblicken auf das Wasser.

Wer hier unterwegs ist, sollte eines der vielen Weingüter besuchen, wie zum Beispiel das Weingut Jablan bei Rijeka Crnojevića. Schon seit einigen Jahren hat sich das Winzerehepaar Angelika und Borislav Jablan auf der kleinen, nur zwei Hektar großen Rebfläche auf Naturweine spezialisiert. Sie produzieren zwar nur zwischen 1500 und 5000 Flaschen, aber die Nachfrage nach dieser bescheidenen Produktion ist groß, da sie auch auf internationalen Weinmessen erfolgreich bestehen konnte. 

Tourismus spielt wichtige Rolle im Land 

Als Ausgangspunkt für den Urlaub in der Bergwelt Montenegros bietet sich die Hauptstadt Podgorica an. Es gibt mehrere Direktflüge in der Woche von Berlin nach Podgorica. Zahlungsmittel ist der Euro, obwohl Montenegro nicht Mitglied der EU ist. Die Übernachtungsmöglichkeiten sind vielfältig – neben familiären Quartieren auf Bauernhöfen oder Weingütern gibt es auch einige Hotels mit internationalem Anspruch, wie das 4-Sterne Swissôtel in Kolašin. 

Der Tourismus spielt in Montenegro eine entscheidende Rolle. Durch ihn wird vor allem in den Küstenregionen mehr als ein Fünftel des Bruttoinlandsproduktes erwirtschaftet. Künftig sollen die Tourismuszahlen sogar noch erhöht werden. In den Bergregionen im Norden und Osten des Landes ist dafür noch viel Platz. 

Text:/Foto: Ronald Keusch

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